Chronik
Schon 1958 - 1961 wurden in Woltersdorf ausgelassen Karneval gefeiert. Damals waren der Woltersdorfer Männerchor und ADMV die Initiatoren. Leider konnten wir aus dieser Zeit noch nicht allzuviel in Erfahrung bringen. Sicher ist nur, dass es in jeder Session auch ein Prinzenpaar gab.
1958 |
Erich I. & Annemarie I. | Ehepaar Jahnke | |
1959 | Rudi I. & Emmi I. | Ehepaar Horn | |
1960 | Heinz I. & Traudl I. | Ehepaar Bading | |
1961 | Heinz II. & Helga I. | Ehepaar Scholz |
Es ist auch nicht bekannt welche Gründe den Karneval in Woltersdorf wieder zum erliegen brachten.
In Erkner startete der 1960 gegründete Klub der Werktätigen mit Günter Kluge an der Spitze, unterstützt vom Amateur-Tanzorchester und dem traditionsreichen Männerchor - am 23. Februar 1963 in der Kantine des Teerwerks den ersten „Faschingscocktail der guten Laune: Erkner alaaf!" mit Männerballett und Tombola. Die Resonanz in Erkner und erfolgreiche Auftritte ermutigten die Organisatoren zu neuen Einfällen.
Nach dem Vorbild mittelalterlicher Hofnarren und Mainzer TV-Stars sollten z.B. die Büttenreden nicht
nur lustig-unterhaltsam, sondern möglichst aktuell-kritisch sein. Und so präsentierten im Februar 1966 gewitzte Gewerbetreibende und Lehrer die „Ham wa nich - Palette" und beanstandeten das strikte Bauverbot für Wohnhäuser, Läden, Werkstätten usw., das seit Jahren von den Funktionären mit der „fehlenden Kanalisation" begründet wurde. Unter dem Beifall des närrischen Publikums wollten die Jecken nunmehr dem Bürgermeister den „Großen Barackenorden am roten Bande" überreichen - doch der Genosse Ratsvorsitzende glänzte durch Abwesenheit. Stattdessen zitierten er die kessen Karnevalisten zum Aschermittwoch ins Rathaus und kündigten ihnen u.a. verschärfte Zensur der Programme an, was letztlich als Aus verstanden wurde.
August 1974 - DIE STUNDE “NULL” - im Rathaus der Gemeinde Woltersdorf war die Idee vom Karneval neu geboren und besiegelt worden. Doch diesmal sollte es besser laufen. Die Ur-Eltern des Vereins Ursula Seyffarth (Dewitz) und Günter Kluge machten sich von hier aus auf den Weg geeignete Mitstreiter zu suchen. Hans Hammels, Günther Piltz und Heinrich Koß waren sofort mit von der Partie.
02.12.1974 - Der erste Elfer-Rat ist zusammengestellt und ernannt.
Heinz Heinrich Koß wird zum Präsidenten gewählt.
Über die Vereinsfarben ist man sich auch schon einig:
Grün Hoffnung
Gelb Neider, die uns nicht gut gesonnen sind
Rot Liebe zur Sache
24.01.1975
1. Karnevalsveranstaltung im Woltersdorfer "Bellevue" unter dem Motto "WOltersDOrf ALAAF!" Diese Veranstaltung war für alle eine Art Generalprobe. Wiedereinmal mußten einige Amtsstuben vom Sinn und Erfolg überzeugt werden. So fungierte abermals der Klub der Werktätigen Woltersdorf und Erkner in Zusammenarbeit mit den ansässigen Betrieben VEB WEA und EMW, der Freiwilligen Feuerwehr, der Chorgemeinschaft und des Jugendklubs Woltersdorf als Veranstalter und Initiator. Programm-Unterstützung kam vom CC Wildau - mit Prinzenpaar und Funkengarde. Die Veranstaltung fand große Resonanz in beiden Orten.
13.02.1975
Endlich konnte die offizielle Gründungsfeier für die” AG” WCC starten.
Das "Bellevue" wurde die Heimstätte des Vereins. Mit 300 Plätzen, großer Bühne und viel Nebengelaß ein willkommener Platz für Feste, Dekowerkstatt und Fundus.
22.03.1975
Erster Erfahrungsaustausch auf der Präsidentenberatung in Leegebruch.Im darauf folgenden Sommer gab es alle Hände voll zu tun. Dekorationen, Technik, Kostüme, Eheschmiede, Karzer, Werbematerial, Programmpunkte, Mitgliederwerbung, Sponsoren, u. u. u.
Der damalige Woltersdorfer Bürgermeister Manfred Fischer stand mit ganzer Kraft hinter dem Projekt und wurde schließlich auch ein Mitglied des WCC. Mit Hilfe der Oberschule Woltersdorf und Sportlehrerin Siegrid Flössel wurde die erste Funkengarde aufgestellt und trainiert.
... und mit Spaß ging es auch schnell voran.
1975 - 1984
In den Folgenden Jahren erfuhr der Verein eine recht rasante Entwicklung. Die Mitgliederzahl wuchs schnell an.
Es wurden Arbeitsgruppen gebildet. Die Tanzgarden waren bei den Jungen und Mädchen aller Altersgruppen gleichermaßen sehr beliebt.
Günther Vetter gründete eine Acrobatikgruppe. Sie nannten sich die “FEUBÄCK’S”, da ihre Mitglieder hauptsächlich aus Feuerwehrleuten und Bäckergesellen bestand. Die Kastennummer war immer ein Hit im Programm. Auch das Männerballett, damals aus ca. 12 jungen Männern bestehend, konnte sich sehen lassen. Es wurden feurige Büttenreden geschwungen, Limbo getanzt, eigene Karnevalsschlager getextet und gesungen. Familie Gettel ließ sogar die Riesenschlagen von Ihrer weltberühmten und in der DDR einzigartigen Schlangenfarm tanzen.
Zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch wurden bis zu 28 Veranstaltungen durchgeführt. Dabei beschränkten wir uns nicht nur auf die heimatliche Stube, sondern zeigten unser Programm im Berliner “Linden Corso”, im KWK, bei NARVA, in Frankfurt/Oder, Hessenwinkel und Fürstenwalde. Auch außerhalb der Karnevalsession konnte man uns auf allen großen Festen der Region bewundern. Die Karnevalsveranstaltungen waren immer gut besucht - und das nicht nur, weil keine Veranstaltung wie die andere war. Dank des unglaublichen Organisationstalentes von Peter Reschenberg konnte man auch immer auf Prominente Darsteller hoffen.
Damals gab es keine Turniere, in denen die Vereine ihre Leistungen messen konnten - aber wer wollte, hatte die Möglichkeit als gesamtes Ensemble um den Titel “Hervorragendes Volkskunstkollektiv” zu kämpfen.
Schon im Jahre 1977 - also bereits 3 Jahre nach Gründung des Vereins - konnten wir diesen Titel zum ersten Mal erlangen. Das machte uns alle sehr stolz und spornte natürlich zu neuen Ideen an. 1978 konnten wir abermals diesen Titel erfolgreich verteidigen. Im Jahre 1988 trat der Verein zum letzen Mal zur erfolgreichen Titelverteidigung an.
1984/1985
Ein entscheidender Wendepunkt für den Karneval in Woltersdorf und Erkner. Nach 10 erfolgreichen und heiteren Jahren wurde unsere Heimstätte - das “Bellevue” - an einen neuen Träger verkauft.
Der Verein mußte, wie alle anderen auch, die Räumlichkeiten verlassen. Dringend notwendige Baumaßnahmen sollten am Objekt durchgeführt werden. Leider hat es nur zu einem weiteren Besitzerwechsel - und nach weiteren 7 Jahren Leerstand, zum Abriß geführt. Die Zeiten mit Glanz und Gloria waren mit einem Schlag vorbei. Von nun an war der Verein gezwungen mit seinem Programm auf Reisen zu gehen. Die Folgen - Mitgliederschwund, kaum noch Vereinsleben, erhöhter Organisationsaufwand und zusätzliche Kosten, weniger Veranstaltungen weniger Spaß für alle.
1986 -1989
Der Schwung der vergangenen Jahre ließ immer deutlichernach. In der Hoffnung eine neue Heimstätte zu finden, kehrten die Karnevalisten zur Kulisse von 1960 zurück - in den Kantinensaal des Teerwerkes Erkner. Doch der einst so erfolgreiche Verein hatte mit seiner Heimstätte auch ein großes Stück Lebenskraft verloren. Als dann noch kurz vor Beginn der Session die politische Wende über uns alle hereinbrach, war es erst einmal vorbei mit dem schönen Thema Karneval.
1992 - 2001
Getreu nach dem Motto der 10. Session “Ganz ohne Narren geht die Chose nicht!”, trafen sich 1992 die Karnevalisten mit dem größten Narrenherz und waren sofort einer Meinung:
Es muß weiter gehen mit dem Karneval in Woltersdorf und Erkner. Allen voran Heinz Koß und Edgar Pohl. So hieß es wieder:” Ärmel hoch und angepackt”.
Der Verein formierte sich wieder und bekam immerhin ca. 60 Mitglieder zusammen. Alte Traditionen wurden genutzt, um die Sache voran zu treiben. Der Veranstaltungsrahmen blieb für die nächsten Jahre doch recht klein. Man beschränkte sich hauptsächlich auf den Speisesaal des Kommunalen Küchenbetriebes in Woltersdorf.
Die Bemühungen mit dem Verein nach Außen wieder erfolgreicher zu werden, brachten nach Innen leider persönliche Zerwürfnisse. So stand der WCC wieder einmal beinahe vor dem AUS.
In Erkner gab es indessen Bestrebungen einer Gruppe alter und neuer Karnevalisten, einen Karnevalsverein zu gründen. Was lag da Näher, als zu sagen: “Woltersdorf und Erkner haben schon immer versucht gemeinsam Karneval zu veranstalten - also lasst es uns gemeinsam tun, aber unter einem neuen Namen!”
Seit dem ist aus dem WCC e.V. die EWG e.V. geworden. Die 1. Veranstaltung in der Stadthalle Erkner war eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Der Erfolg ist unser Lohn. Beinahe 900 Gäste kamen in die Stadthalle und haben sich ausgelassen amüsiert.
Alle Karnevalisten und Nicht-Karnevalisten haben es bemerkt:
Hier tanzt “Ein wiederbelebter Geist”.
2002 - 2005
Seit dem Zusammenschluss sind die Mitstreiter um die EWG stets bemüht, an die längst vergangene Ära des WCC der 70er Jahre anzuknüpfen. Die Ziele sind oft sehr hoch gesteckt. Nur das Tempo der Vergangenheit werden wir in der heutigen Zeit wohl nicht ganz erhalten können.
2005 gab es eine Gruppe alter Karnevalisten, die den Sinn unserer Bestrebung nicht ganz verstanden haben. Also gehen wir nun getrennte Wege. Was zuerst sehr tragisch aufgenommen wurde, sehen die Mitglieder der EWG nun ganz gelassen. Letztlich hat sich doch das karnevalistische Angebot der Woltersdorfer und Erkneraner um eine weitere Möglichkeit erweitert.
Und wo der Frohsinn herrscht, da geht auch jeder gerne hin.
Autor: Ilona Richter